Arslan Arslanov (Ase), ein mehrsprachiger Künstler, der 1988 in Mazedonien geboren wurde, begann seine berufliche Laufbahn als junger Künstler, der in einer Schmiedefamilie aufwuchs. Sein vielfältiger Bildungsweg umfasste eine Ausbildung zum Elektroingenieur von 2002 bis 2007 und den Abschluss als Grundschullehrer im Jahr 2012.
Arslanovs künstlerisches Talent zeigte sich bereits 2005, als er einen Plakatwettbewerb gewann. Seit 2008 geht er seiner Leidenschaft als freiberuflicher Künstler nach und präsentiert seine Arbeiten in zahlreichen Ausstellungen in Aachen.
Nach seinem Umzug nach Deutschland im Jahr 2014 sammelte Arslanov wertvolle Erfahrungen in den Bereichen Bildung und Kinderbetreuung und baute gleichzeitig seine künstlerischen Fähigkeiten weiter aus. Im Jahr 2021 schloss er eine Ausbildung zum Grafikdesigner ab und verfeinerte seine Fähigkeiten weiter, indem er zertifizierter Kunsttherapeut wurde.
Mit Blick auf das Jahr 2024 wird Arslanov seine Karriere als Tätowierer starten. Derzeit lebt er in Köln und ist aktives Mitglied mehrerer Studios und Galerien, wo er seine kreative Reise weiter fortsetzt.
Seine Bildwelt, die auf hervorragenden Zeichnungen beruht, bedient sich einer realistischen Malweise und ist figurativ und besonders gegenständlich. Er hat eine Reihe stilistischer Variationen ausprobiert. Es finden sich detailreiche Tierdarstellungen ebenso wie übereinander gelegte, Volumen suggerierende Flächen, auf die wenige, in vereinzelten Schwüngen aufgetragene Linien einen treffenden, mitunter humorvollen Ausdruck vermitteln. Die spürbare Sicherheit ihrer Strichführung wird ergänzt durch malerische Experimente mit Farbverläufen in lebendigen Stillleben mit Lichtspielen und Spiegelungen. Einige der Aquarelle zeigen Dorflandschaften, die mit den notwendigsten Konturen und Farbflächen versehen sind und die Gebäudekonstellationen in teilweise schräger Draufsicht darstellen. Die hier angedeuteten leichten perspektivischen Verzerrungen entwickeln sich zunehmend zu kombinatorischen und phantastischen Formenwelten, die einen narrativ-surrealen Charakter haben. Durch die Beibehaltung renaissanceartiger Dorfbautypen und der traumhaft-schwerelosen Darstellung tierischer Wesen und weiblicher Figuren, die in seinen Zeichnungen auftauchen, mischt sich ein Hauch von Chagall und De Chirico in die teilweise zur Mittelaxialität tendierende, aber einer ganz eigenen nüchternen und präzisen symbolischen Kombinatorik folgende Phantasie.
In grafisch reichen Schraffurabstufungen werden Stadträume oder Küstenlinien angedeutet, in denen märchenhaft schwebende Gesichter, Vogelwesen oder geflügelte Seepferdchen als Konturen skizziert sind, in die erzählerische Inhalte wie in den Initialen der mittelalterlichen Buchmalerei eingewoben sind. Äußere und innere Formen von Gebäuden, Federkleid, Gerüsten und anderen Lebewesen schmiegen sich formal, assoziativ und logisch in die sezierten Körperteile ein. Erinnerungen an die Heimat, märchenhafte Wesen, emblematische Symbolik und gelegentliche Bezüge zu christlichen und muslimischen Traditionen, Tod und Sehnsucht bestimmen die imaginative Bildwelt. Mit den Möglichkeiten solcher formalen Ähnlichkeiten und Analogien spielt Arslan Arslanov in der freien Vermischung gegenständlicher und figurativer Formen, in denen Gesichter zu Vasen werden oder ein ausgestreckter Frauenkörper zu einer Landschaft in einer Landschaft, deren Bademantel wiederum zum Wellenmeer eines Schiffes wird. Durch die formale Darstellung von Körpern und das surreale Spiel entsteht ein Formenspiel, das die Themen Sexualität und Geschlechterverhältnisse auslotet. Ein muskulöser Mann stützt eine Schüssel mit einer mütterlichen Frau mit Kindern, während er auf der hundeartigen Nase eines Frauengesichts mit testikulärem Kinn reitet.
Die Zeichnung einer hockenden Frauenfigur mit Entenkopf, die sich auf ein Ei stützt und dieses scheinbar ausgebrütet hat, ist in einer seltsamen grünen Farbgebung dargestellt und beschäftigt sich wohl auch mit der Frage nach Rollenbildern. Es liegt etwas Krampfhaftes und Bizarres in der Luft, was aber wohl mit der widersprüchlichen Frauenrolle zwischen verführerischer und mütterlicher Weiblichkeit zu tun hat, die hier dargestellt wird. Zum Schluss eine interessante Kombination aus männlichen und weiblichen Körpern und Geschlechtsorganen, ein weiblicher Brusttorso mit Eichelkopf und verdrehtem Hodenhintern, der mit männlichen Beinen auf einer Stange hockt, völlig verdreht und durcheinander. Arslan Arslanov verarbeitet seine Empfindungen und Lebenserfahrungen in Bildern, die ideenreich und mit sicherem Strich immer wieder eigene Themen behandeln, die uns gekonnt und ohne Ingredienzien der westlichen Moderne zu berühren vermögen.
Dr. Dirk Tölke – Kunsthistoriker